🗣️ Kommunikation mit PDA-Kindern: Schlüssel zu Verständnis und weniger Konflikten
Die Kommunikation mit Kindern, die das Profil der Pathologischen Demand Avoidance (PDA) innerhalb des Autismus-Spektrums aufweisen, kann für Eltern, Pädagogen und Therapeuten eine große Herausforderung darstellen. Ihre extreme, angstgesteuerte Vermeidung von Anforderungen führt oft zu Missverständnissen und Konflikten.
Der Schlüssel liegt darin, traditionelle Kommunikationsansätze zu überdenken und Strategien zu entwickeln, die die zugrunde liegende Angst vor Kontrollverlust minimieren. Es geht darum, indirekt zu kommunizieren, Flexibilität zu signalisieren und Autonomie zu respektieren.
1. Die indirekte Kommunikation: "Sagen, nicht Fragen"
Direkte Anweisungen oder Fragen, die eine sofortige Reaktion oder Konformität erfordern, können bei PDA-Kindern die "Kampf-oder-Flucht"-Reaktion auslösen.
Vermeide direkte Befehle: Statt "Zieh deine Schuhe an!", verwende indirekte Formulierungen.
"Ich-Botschaften": Statt: "Hol bitte dein Buch!" Besser: "Ich sehe, dass das Buch auf dem Tisch liegt." oder "Ich würde mich freuen, wenn wir bald anfangen könnten."
Aussagen statt Fragen (die keine sind): Statt: "Möchtest du jetzt zur Schule gehen?" (obwohl es keine Option ist) Besser: "Es ist jetzt Schulzeit." oder "Der Bus fährt in fünf Minuten."
Deeskalierende Umschreibungen: Statt: "Du musst jetzt essen. "Besser: "Das Essen steht bereit." oder "Es gibt jetzt [Name des Essens]."
2. Autonomie stärken: Wahlmöglichkeiten und Scheinkontrolle
Das Gefühl der Autonomie und Kontrolle ist für PDA-Kinder existenziell. Indem wir ihnen scheinbare oder echte Wahlmöglichkeiten geben, reduzieren wir den inneren Widerstand.
Limitierte Wahlmöglichkeiten: Biete immer zwei bis drei akzeptable Optionen an. Statt: "Zieh deine Jacke an! "Besser: "Möchtest du die blaue oder die rote Jacke anziehen? Oder: "Möchtest du deine Jacke drinnen oder draußen anziehen?"
"Das ist deine Entscheidung" - Ansatz: Betone, dass die Entscheidung beim Kind liegt, selbst wenn die Rahmenbedingungen feststehen. "Es ist jetzt Essenszeit, aber du entscheidest, ob du zuerst das Gemüse oder das Fleisch essen möchtest."
Delegieren und Projizieren: Manchmal hilft es, die Anforderung auf eine dritte Instanz zu schieben. Statt: "Ich will, dass du jetzt aufräumst. Besser: "Der Wecker sagt, es ist Aufräumzeit." oder "Mama muss jetzt aufräumen. Möchtest du helfen?"
3. Flexibilität und Verhandlung: Der kreative Umgang mit Regeln
Starre Regeln können bei PDA-Kindern zu einer sofortigen Blockade führen. Eine spielerische oder verhandelbare Herangehensweise ist oft effektiver.
Das "Vielleicht"-Prinzip: Vermeide kategorische "Ja" oder "Nein". Statt: "Nein, das geht nicht! Besser: "Vielleicht können wir das später machen." oder "Das könnten wir versuchen, wenn [Voraussetzung] erfüllt ist."
Spielerische Ansätze: Verwandle Anforderungen in ein Spiel oder eine imaginäre Situation."Lass uns schauen, ob du schneller bist als ich beim Aufräumen!" Stell dir vor, du bist ein Detektiv und musst alle Spielsachen finden, die in die Kiste gehören."
Verhandeln: Sei bereit, über kleinere Dinge zu verhandeln, um das größere Ziel zu erreichen."Du möchtest jetzt nicht die Hausaufgaben machen? Okay, wie wäre es, wenn wir zwei Minuten lang die schwierigste Aufgabe machen und dann eine Pause?"
4. Die Bedeutung von Pausen, Pufferzeiten und Vorhersagbarkeit
Unvorhersehbarkeit und Zeitdruck erhöhen die Angst und damit die Verweigerung.
Pufferzeiten einplanen: Gib PDA-Kindern immer mehr Zeit für Übergänge oder ungeliebte Aufgaben, als Du denkst, dass sie brauchen.
Visuelle Hilfen: Einsatz von Timern (z.B. Time Timer), visuellen Plänen und Sozialgeschichten zur Veranschaulichung von Abläufen.
"Anker"-Zeiten: Schaffe feste Punkte im Tagesablauf, die dem Kind Sicherheit geben und von denen aus neue Anforderungen eingeführt werden können.
Pausen und Raum geben: Wenn eine Anforderung zur Eskalation führt, ist oft der beste Weg, einen Schritt zurückzutreten, dem Kind Raum zu geben und die Anforderung später, in einem entspannteren Moment, anders zu formulieren.
Fazit: Geduld, Kreativität und Verständnis
Die Kommunikation mit PDA-Kindern erfordert ein hohes Maß an Geduld, Kreativität und einem tiefen Verständnis für die zugrunde liegende Angst. Es geht darum, das Kind nicht zu "brechen", sondern Wege zu finden, wie es sich sicher und kontrolliert fühlen kann, selbst wenn es notwendigen Anforderungen nachkommt. Jedes Kind ist einzigartig, daher ist Ausprobieren und Anpassen der Schlüssel zum Erfolg.
